Das Menaka Archiv ist eine Sammelstelle mehrerer Forschungsprojekte zu den Aufführungen der Indischen Choreografin und Tänzerin Leila Roy-Sokhey alias „Menaka“ mit ihrem „Indischen Ballett“ in Deutschland und Europa von 1936-38. Im Rahmen des Menaka Projekts werden Archivmaterialien, deren Sammelprozess, aber auch künstlerische Ausarbeitungen, zueinander in Beziehung gesetzt und als Linked Open Data Ressourcen zugänglich gemacht.
Bisher existierte weder ein Menaka Archiv, noch ein privater Nachlass. Leila Roy-Sokhey starb kinderlos 1947 – dem Jahr der Unabhängigkeit und Teilung Indiens. Menakas Beitrag zu einer zwischen Asien und Europa verflochtenen tänzerischen Moderne war daher weitestgehend in Vergessenheit geraten und wird auch in der indischen Tanzforschung erst in jüngster Zeit wiederentdeckt. Menakas Tournee in Europa stellt daher aus heutiger Sicht ihrerseits ein Archiv dar, in dem sich Strukturen dokumentiert haben, die das Bild einer international verflochtenen Tanzmoderne vervollständigen. Gleichwohl sind die Spuren von Menakas Tournee in Europa fragmentiert. Die Fragmentierung und Lückenhaftigkeit der Materiallage, macht die historiografische Rekonstruktion von Menakas Projekt daher zum Gegenstand einer kritischen Archivarbeit.
Das Menaka-Archiv versteht sich vor diesem Hintergrund als kollaborative Plattform zur Erforschung und Rekonstruktion einer spezifischen Geschichte der künstlerischen Moderne, die von TänzerInnen und MusikerInnen in Indien ebenso wie in Deutschland gemeinsam geschrieben wurde. Ziel des Archivs ist es, bisher unbekannte originäre Quellen aufzufinden und zu sichern, ebenso wie die bereits archivierten Spuren und Dokumente von Aufführungen zu registrieren und zu ordnen. Durch den Aufbau einer vernetzten Datenbank sollen die Aufführungen der indischen KünstlerInnen als Forschungsgegenstand konturiert werden. Das digitale Archiv bietet eine Sammlungs- und Präsentationsplattform für heterogenes Material wie Zeitungsartikel, Musik- und Filmaufnahmen, Konzertmitschnitte und Interviews. Zudem legt das Menaka Archiv auch seine Produktionslogik und die spezielle Archivästhetik offen, die neben räumlich und zeitlich verstreuten Materialien mit ihren Verflechtungen auch die Leerstellen des Archivs sichtbar macht. So werden Archivalien nicht nur präsentiert, sondern insbesondere über verschiedene Ansätze des visual Storytellings erschlossen.
Autoren
Markus Schlaffke (Ph.D)
Markus Schlaffke studierte Visuelle Kommunikation und Freie Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar und arbeitet als Dokumentarfilmer und Medienkünstler. Er promovierte im Ph.D. Studiengang „Kunst und Design“ an der Bauhaus-Universität Weimar zu neuen Strategien bei der Arbeit mit Archiven. Markus Schlaffke untersucht die Spuren des Menaka Ballets in Europa aus der Perspektive ihrer archivästhetischen Zusammenhänge.
Dr. Isabella Schwaderer
Untersucht im Rahmen ihres Habilitationsprojekts Tanz und Religion in der NS-Zeit: Pressestimmen zur Tournee des Indischen Balletts Menaka 1936-38 an der Professur für Allgemeine Religionswissenschaft der Universität Erfurt die populärwissenschaftlichen Diskurse zu Themen rings um Indien, wobei rassentheoretische Anleihen ebenso selbstverständlich aufgenommen werden wie Diskussionen um das Völkische in der Kunst. Weiterhin werden diejenigen Aspekte herausgearbeitet, die sich einfügen in den Kontext Indiens als Projektionsfläche spiritueller Ursprungssuche einerseits und das Transformationspotential ekstatischer Erfahrung in der Kunst andererseits. Auf dieser Grundlage soll eine Einordnung in die religiösen Erneuerungsbewegungen dieser Zeit mit ihren politischen und weltanschaulichen Implikationen unternommen werden.
Parveen Kanhai
studierte Geschichte an der Erasmus Universität Rotterdam. Während ihres Studiums war sie als Museumsdozentin und Lehrerin für verschiedene Kulturinstitutionen tätig. Im Rahmen ihrer Arbeit für das ethnologische Museum von Rotterdam begann sie sich für die Repräsentation außereuropäischer Menschen im 19. Jahrhundert zu interessieren. Innerhalb dieses breiten Forschungsfelds untersucht sie die Geschichte der Menschenausstellungen, ein Thema, das in Deutschland, Frankreich und Großbritannien große Beachtung gefunden hat. Zu diesem Zweck recherchiert sie Fotos, Anzeigen und Zeitungsberichte in (hauptsächlich digitalen) Archiven.
Design und Programmierung
Nikolaus Baumgarten
Nikolaus Baumgarten studierte Freie Kunst mit Schwerpunkt Malerei sowie Kommunikationsdesign an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Er lebt in Berlin und arbeitet interdisziplinär als Künstler, Designer und Programmierer. Link