Hinweise zur Suche im Menaka-Archiv

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt (Oktober 2019) konnten für das Menaka-Archiv drei maßgebliche Konvolute identifiziert und verzeichnet werden: Der Nachlass der internationalen Konzertdirektion Ernst Krauss in der Allard Pierson-Theatersammlung der Universität Amsterdam; der Nachlass Sakhawat Husseins Khans im Familienarchiv der Familie Khan in Kalkutta; und ein großer Teil des deutschen Pressespiegels zu den Menaka-Aufführungen aus dem Jahr 1936, der in den lokalen Theater-, Stadt-, Landes- und Staatsarchiven der jeweiligen Spielstätten belegt ist. Von besonderem Wert sind darüber hinaus Einzelfunde von Tonaufnahmen und Bewegtbildern des Balletts und seines Begleit-Ensembles, wie der Audio-Mitschnitt einer Aufführung an der Hamburger Volksoper am 26. Juni 1936 oder die bislang einzigen bekannten Filmaufnahmen des Menaka-Balletts in einer Szene der deutschen Spielfilmproduktion „Der Tiger von Eschnapur“ (1937, Regie: Richard Eichberg).

„Performance in a strict ontological sense is nonreproductive.“ (Peggy Phelan, Unmarked, The Politics of Performance, London 1993, S. 148)

Aufnahme in die Datenbank des Menaka-Archivs haben bislang vor allem solche Artefakte gefunden, die aus dem unmittelbaren Kontext der Aufführungen stammen. Diese Fundstücke sind als Gegenstände eines „Performance-Archivs“ zu betrachten. Die Fotografien, Zeitungsberichte, Programmhefte, Ton- und Filmaufnahmen, die im Menaka-Archiv verzeichnet sind, stellen immer nur einen Platzhalter für eine Lücke dar, welche die Aufführungen selbst für immer hinterlassen haben.

„Whose memories, traditions and claims to history disappear if performance practices lack the staying power to transmit vital knowledge?“ (Diana Taylor, The Archive and the Repertoire: Performing Cultural Memory in the Americas; Durham, NC: Duke University Press, 2003, P.5.)

Für eine angemessene Erschließung der Materialien im Menaka-Archiv stehen den BenutzerInnen eine Reihe unterschiedlicher Interfaces zur Verfügung, über die sich die Fundstücke durchsuchen und darstellen lassen. Es handelt sich dabei aber nicht nur um ein Such- und Ordnungsprinzip, sondern die Kategorien des Interfaces vermitteln jeweils auch unterschiedliche inhaltliche, forschungsrelevante Perspektiven auf die Dokumente. Diese gewinnen je nach ihrer Zuordnung beispielweise zum topografischen Kontext der Tournee oder zum biografischen Hintergrund der Künstlerinnen jeweils neue Aussagekraft. Die Navigation durch das Menaka-Archiv kann aber nur ein Angebot bleiben. Die Fundstücke entfalten ihre komplexe Verweiskraft erst auf individuellen Suchwegen durch das Archiv.

Navigationen

Orte: Die Menaka-Tournee entfaltete sich als Medienereignis zeitlich und räumlich. Eine interaktive Karte veranschaulicht die Topografie der Tournee, rekonstruiert die einzelnen Stationen und macht die Lücken in der Dokumentation kenntlich. Anhand ausgewählter Orte wird auf besonders markante Fundstücke hingewiesen. Für BenutzerInnen, die sich einen schnellen Überblick über den Archivbestand verschaffen wollen, bietet die Kartenansicht einen intuitiven Zugang zum Material.

Rezeption: Vom Januar 1936 an erschienen im Tagesrhythmus Ankündigungen, Vorberichte und Rezensionen zu den Aufführungen des Menaka-Balletts in den lokalen und überregionalen Zeitungen entlang der Spielorte der Tournee in Europa. Die Gesamtschau dieser Texte bildet ein eigenes Archiv des ästhetischen und politischen Diskurses, in dem Menakas Tanzaufführungen eingebettet waren. In der Kategorie „Rezeption“ sind die gesamten Funde des Pressespiegels zugänglich, transkribiert sowie nach Schlagworten und im Volltext durchsuchbar.

Personen: Hinter den Tänzerinnen, Tänzern und Musikern in Menakas Kompanie stehen Biografien, die weitestgehend unbekannt geblieben sind. Die Fundstücke der Europa-Tournee geben diesen Künstlerinnen aus Indien ein Gesicht und konturieren ihren Beitrag zur tänzerischen Moderne zwischen Indien und Europa als Forschungsgegenstand. Eine Reihe von Dokumenten im Menaka-Archiv stammt aus den privaten Nachlässen der Künstlerinnen. Wo diese Fundstücke sich nicht einzelnen Aufführungen zuordnen lassen, sind sie nach ihren Urhebern verzeichnet.

Aufführungen: Etwa 750 Aufführungen absolvierte das Menaka-Ballett von 1936-38 in Europa. Nur einige davon sind umfassend dokumentiert. Die meisten Aufführungen bleiben stets Lücken in der Rekonstruktion der Tournee als Gesamtereignis.
Erst aus dem ganzen Spektrum der Fundstücke zeichnen sich wiederum die Umrisse einzelner Tanzvorführungen ab. Entlang dieses Doppelcharakters der historischen Aufführungen sind die meisten Fundstücke im Menaka-Archiv organisiert. Immer da wo sich Spielort und Aufführungsdatum einem Dokument zweifelsfrei zuordnen lassen, bilden sie die Basiseinheit für deren Verzeichnung und damit das Gerüst des Menaka-Archivs.

Journal: Archivpraktiken bedürfen Fürsorge, aktive Teilnahme am Kunstwerk und verwischen die Grenzen zwischen Kunst, Wissenschaft und Archiv. Um den komplexen Verweis-Eigenschaften der Menaka-Archivalien gerecht zu werden, verfügt die Online-Repräsentation des Menaka-Archivs über ein Interface, dass die verzeichneten Dokumente mit aktuellen Forschungsarbeiten zum kulturgeschichtlichen Kontext der Aufführungen verknüpft. Diese Beitrage enthalten Essays zu aktuellen Diskursthemen, Berichte von Feldforschungen und Veranstaltungen, Objektbiografien sowie künstlerische und dokumentarische Auseinandersetzungen zu den Gegenständen des Menaka-Archivs.